Wenn man schon das Probeabo des Kuriers hat, dann kann man ja weiter gerne teilen, was es so hinter der Paywall gibt.
Schan äußert sich zur Zukunft der Tigers
Rainer Schan, der Sport-Chef der Bayreuth Tigers, gibt sich bei der Frage nach den Zukunftsperspektiven für professionelles Eishockey in Bayreuth verhalten optimistisch.
Es sind harte Zeiten für die Bayreuther Eishockey-Fans. Erst die Hiobsbotschaft, nun die Hängepartie. Rund zwei Wochen, so ist zu hören, wird es dauern, bis Klarheit herrscht, wo die Reise der Tigers hingehen wird. Der Puck liegt im Drittel des DEL-Schiedsgerichts. Dieses unabhängige Gremium wird nun aktiv, weil die Tigers ihre Ankündigung wahr gemacht und Klage gegen die seitens der DEL2 ausgesprochene Lizenzverweigerung erhoben haben.
Der Ausgang des Verfahrens ist zwar offen, guter Hoffnung ist Rainer Schan dennoch. Im Gespräch mit dieser Zeitung sieht der Sportliche Leiter des Bayreuther Zweitligisten durchaus Chancen, „mit zwei blauen Augen“ aus dem Verfahren herauszugehen, sprich eine Lizenzerteilung unter Auflagen zu bekommen. Sollte es für die DEL2-Lizenz aber doch nicht reichen, spricht aus Schans Sicht kaum etwas gegen einen Start in der Oberliga Süd. Was nichts anderes bedeuten würde als: Bayreuth bleibt Standort für Profi-Eishockey.
Unabhängig vom Urteil des Schiedsgerichts fordert der Sport-Chef aber andere Führungsstrukturen am Standort ein. Die Last an der Spitze des Klubs, die bislang Geschäftsführer Matthias Wendel selbstbestimmt alleine getragen habe, müsse auf mehrere Schultern verteilt werden.
Herr Schan, die Klage ist platziert, der Fall vor dem DEL-Schiedsgericht eröffnet. Wie optimistisch sind Sie?
Ich würde eher von einem Zwiespalt sprechen. Unsere Chancen würde ich auf 50 zu 50 taxieren. Wobei ich mir natürlich eines schon erhoffe, nämlich dass wir uns am Ende irgendwo in der Mitte treffen, es also zu einer Art Vergleich kommt.
Was würde das bedeuten?
Dass wir die Lizenz bekommen, aber gezwungen werden, diverse Auflagen zu erfüllen. So war es auch vor drei Jahren bei den Bietigheim Steelers.
Nicht von ungefähr haben Sie sich den gleichen Rechtsbeistand geholt, der damals die Steelers rausgeboxt hat: die Anwaltskanzlei Schickhardt in Stuttgart, die dem Vernehmen nach über eine hohe Erfolgsquote verfügt. Zu welcher Einschätzung sind die Anwälte nach Prüfung Ihrer Unterlagen gekommen?
Bitte um Verständnis, dass ich darüber ob des schwebenden Verfahrens nichts sagen kann. Nur so viel: Hätten die Anwälte keine Chance gesehen, wäre keine Klage eingereicht worden.
Sie haben sich parallel beim Deutschen Eishockey-Bund für eine Aufnahme in der Oberliga Süd beworben. Gibt es hier einen neuen Stand?
Unserem Antrag auf das Zulassungsverfahren wurde stattgegeben. Die erforderlichen unterlagen dazu haben wir eingereicht.
Für den Fall, dass sie keine DEL2-Lizenz bekommen, aber in der Oberliga aufgenommen werden würden, hätten Sie so gut wie keine Mannschaft. Neben Trainer Rich Chernomaz haben nur Torhüter Jonas Langmann sowie die Verteidiger Steffen Tölzer und Aaron Reinig gültige Oberliga-Verträge. In Anbetracht des Zeitdrucks wäre es nicht unmöglich, eine schlagkräftige Truppe auf die Beine zu stellen?
Die Oberliga startet am 29. September. Wir hätten also schon noch ein bisschen Luft. Und es gibt auch noch den einen oder anderen Spieler auf dem Markt. Auch aus den eigenen Reihen wird sich vielleicht manch einer dazu durchringen, zu bleiben. Auch weil in der DEL2 die meisten Kader schon voll sind.
Ist die Oberliga nicht vielleicht die bessere Liga für Bayreuth?
Einerseits hätte man in der dritten Liga schon die Chance, die nötigen Strukturen in Ruhe aufzubauen, um dann in ein paar Jahren wieder das Ziel Aufstieg auszugeben. Andererseits – und das zeigen nicht zuletzt die Beispiele Weiden und Hannover – ist so ein Aufstieg unglaublich schwer planbar. Die Gefahr, dass viel Geld verbrannt wird, ohne einen Ertrag einzufahren, ist unheimlich groß. Insofern sollte man schon alles daransetzen, in der DEL2 zu bleiben.
Haben Sie Sorge, dass es vielleicht nicht einmal zu einer Oberliga-Lizenz reichen könnte? Stichwort Insolvenz – wie groß ist die Gefahr, dass es ab Herbst überhaupt kein Profi-Eishockey mehr in Bayreuth gibt?
Ich halte das zwar nicht für komplett ausgeschlossen, aber doch für eher unwahrscheinlich. Laut Matthias Wendel würde der Großteil unserer Sponsoren mit in die Oberliga gehen. Natürlich wären wir darüber hinaus auf unsere treuen Fans angewiesen. Aber hielten auch sie uns die Stange, sähe ich vor dem Hintergrund eines deutlich niedrigeren Etats wenig, was dagegen spricht, dass wir in der Oberliga an den Start gehen könnten.
Eine unbefriedigende Situation ist das natürlich für die Spieler.
So ist es. Ich führe täglich Telefonate mit unseren Spielern oder deren Agenten. Die wollen natürlich alle wissen, wie es weitergeht. Solange keine Entscheidung gefallen ist, gelten aber natürlich alle Verträge für die DEL2. Deshalb sind wir auch nicht bereit, zum jetzigen Zeitpunkt auch nur einen Spieler für ein anderes Team freizugeben. Wobei bislang auch noch kein einziger den Wunsch geäußert hat, weg zu wollen. Das rechne ich den Jungs hoch an, schließlich wurde mit dem Lizenz-Entzug auch sehr viel Vertrauen verspielt.
Welche Lehren ziehen Sie aus dieser Geschichte, selbst für den Fall, dass sie die Lizenz für die zweite Liga doch noch bekommen?
Ganz klar ist, dass wir im administrativen Bereich unterbesetzt sind. Hier müssen wir uns für die Zukunft viel breiter aufstellen, um den Ansprüchen eines DEL2-Standorts gerecht zu werden. Lieber verpflichten wir einen Spieler weniger und verstärken uns stattdessen im Bereich Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Vor allem im Bereich Sponsorenpflege und Neu-Akquise besteht dringender Handlungsbedarf. Die Verantwortung – das hat ja auch DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch angedeutet, muss ab sofort auf mehrere Schultern verteilt werden. Matthias Wendel hat immense Verdienste um den Standort, er kann aber in Zukunft diese große Verantwortung nicht mehr alleine schultern. Wir, also Matthias und die Gesellschafter, sind uns da einig. Entsprechende Maßnahmen wurden bereits eingeleitet.
Was schlagen Sie konkret vor?
Ohne jetzt zu weit nach vorne zu schauen – wir kämpfen hier ja gerade noch ums Überleben –, halte ich die Installation eines Aufsichtsrats, besetzt mit gut vernetzten, Eishockey-affinen Leuten, für unumgänglich. Dieser Aufsichtsrat sollte in Zukunft aktiv mitgestalten und muss zwingend in alle wirtschaftlichen Entscheidungsprozesse mit eingebunden werden. Solche Probleme, die wir jetzt haben, würden gar nicht entstehen, weil dieses Gremium sofort gegensteuern könnte.