Ich haue mal was aus dem Nordbayrischen Kurier hier rein, was sonst hinter der Paywall versteckt ist:
Tigers ohne Lizenz
DEL2-Chef: „Probleme waren jederzeit bekannt“
„Matthias Wendel hat hart gekämpft“, sagt René Rudorisch im Interview mit dieser Zeitung über die Bemühungen des Tigers-Chefs.
Irgendwie war es wie in jeder Sommerpause. Nachdem der Ärger der Bayreuther Eishockey-Fans über eine verkorkste letzte Saison verraucht war, nahm ihre Vorfreude auf die kommende DEL2-Spielzeit langsam, aber sicher Fahrt auf. Der Kader gewann an Kontur, der Dauerkarten-Vorverkauf lief exzellent und der Lizenz-Erhalt schien eine reine Formsache zu sein.
Diesmal aber war dann doch alles anders. Die Nachricht aus der DEL2-Zentrale in Neuss am Freitagnachmittag versetzte ganz Eishockey-Bayreuth in eine Schockstarre. Denn ab diesem Zeitpunkt war klar: Die Bayreuth Tigers erhalten keine Lizenz für die kommende DEL2-Saison. Dass damit im schlimmsten Fall der Absturz bis nach ganz unten verbunden sein kann, weil auch die Lizenzierung für die Oberliga Süd kein Selbstläufer ist, war im ersten Moment nicht jedem klar. Nun ruhen die Bayreuther Hoffnungen auf dem DEL2-Schiedsgericht, vor das Tigers-Boss Matthias Wendel ziehen will.
Ob die Klage Erfolg haben wird? DEL2-Geschäftsführer René Rudorisch will dazu keine Prognose abgeben. Eine klare Meinung aber hat er zum Ergebnis der Lizenzierung: Den Bayreuthern, die Lizenz zu verweigern, war kein böser Wille des Aufsichtsrats. Laut Rudorisch lagen der Entscheidung alleine objektive wirtschaftliche Bewertungskriterien zugrunde. Und am Ende habe man sagen müssen: „Es hat einfach nicht gereicht.“
In Bayreuth hat die Nachricht der Lizenzverweigerung auch deshalb so eingeschlagen, weil es keinerlei Vorzeichen gab, die auf größere Probleme hingedeutet haben. Waren Sie selbst überrascht von der Entscheidung Ihres Aufsichtsrats?
Nein. Diese Probleme haben sich bei uns auf Führungsebene der DEL2 schon über einen längeren Zeitraum angedeutet. Das war also absehbar.
Können Sie das Verfahren kurz erläutern?
Das Lizenzprüfungsverfahren ist mehrschichtig. Es geht am 24. Mai mit der Einreichung der Unterlagen los. Zu diesem Zeitpunkt bin ich der Prüfer. Gemeinsam mit unserem uns beratenden Steuerbüro prüfen wir alle sportlich qualifizierten Klubs. Die Fälle, die problemlos sind, bleiben auf meinem Tisch. Die schwierigeren Fälle, bei denen wir Bedenken bezüglich der Lizenz haben, werden zu einer Anhörung eingeladen. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt der Aufsichtsrat. Bei den Tigers war das auch so, es waren auch alle Aufsichtsratskollegen mit involviert. Und letztlich obliegt dem Aufsichtsrat auch die finale Entscheidung. Wir reden hier also über einen Zeitraum von sechs Wochen. Und in diesem Zeitraum haben die Tigers schon immer wieder eine Rückspiegelung unserer Ergebnisse bekommen. Es gab da also schon einen ständigen Austausch zwischen Klub und Liga.
Vor diesem Hintergrund überrascht es dann schon, dass wiederum Tigers-Geschäftsführer Matthias Wendel so überrascht von dem Ergebnis war.
Zunächst einmal muss ich sagen, dass Matthias Wendel sehr hart gekämpft hat. Die Überraschung seinerseits würde ich einmal eher fokussieren auf das finale Urteil. Schließlich hatte er nach der Anhörung noch versucht, mit weiteren Einreichungen darzustellen, wie es aus seiner Sicht gehen kann. Ich denke, er war einfach optimistisch dahingehend, den Aufsichtsrat überzeugt zu haben. Was aber – so klar muss man das sagen – nicht der Fall war. Dass es Schwierigkeiten gibt, das muss dem Standort zu jeder Zeit sehr bewusst gewesen sein.
Sie haben gesagt, Sie sind auch mit eingebunden in den Entscheidungsprozess. Wer trifft die finale Entscheidung?
Für die Entscheidungsfindung werden schon die Auswertungen unseres Steuerbüros und auch meine Einschätzung als Prüfer zurate gezogen. Final entscheidet dann aber alleine der Aufsichtsrat.
Ihre Mitteilung zur Lizenzverweigerung bleibt sehr vage. Es heißt, die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Bayreuth Tigers reiche nicht aus. Was bedeutet das konkret? In Bayreuth macht eine Deckungslücke im mittleren sechsstelligen Euro-Bereich die Runde. Können Sie das bestätigen?
Ich kann das leider nicht kommentieren, zumal wir uns ja wahrscheinlich vor dem Schiedsgericht treffen. Ich kann nur sagen, dass der Verein zu jeder Zeit wusste, was fehlt. Wobei sich die Situation natürlich auch verändert hat, weil Matthias Wendel schon sehr gekämpft und versucht hat, die Situation zu verbessern. Allerdings nicht auf das Maß, auf dem wir ruhigen Gewissens die Lizenz erteilen konnten.
Können Sie ausschließen, dass es andere Beweggründe gab? Es wird seitens der Fans der Vorwurf erhoben, man wolle diese 15er Liga mit einfachen Mitteln begradigen. Wolfgang Gruber, der ehemalige Geschäftsführer der SpVgg, spricht sogar davon, die DEL2 nutze die Lizenzvergabe als Standort-Steuerungsmöglichkeit. Will heißen: Die DEL2 wird auf diesem Weg einen ungeliebten Standort los.
Auch aus der Historie der DEL2 heraus weiß ich natürlich, wie hart so eine Nachricht für die betroffenen Standorte ist. Ich erinnere an Landshut und an Riessersee. Und deshalb habe ich wirklich großes Verständnis dafür, dass in Fan-Kreisen Wut und Enttäuschung vorherrschen. Dennoch muss man mit diesen Vorwürfen aufräumen: Wir waren klar auf eine 15er Liga eingestellt. Die Spieltags-Planungen standen sogar schon kurz vor Abschluss. Bei dem Lizenzierungsverfahren fokussieren wir uns ausschließlich auf die Wirtschaftlichkeit.
Was muss gegeben sein?
Alles, was wir wollen, sind zwei Punkte. Wir wollen zum einen die Liga davor schützen, dass während der Saison ein Klub ausfällt oder Spielergehälter im großen Stil nicht gezahlt werden können. Außerdem sind wir auch da zum Schutz unserer Organisationen und deren Geschäftsführer. Ich war selbst lange Jahre als Geschäftsführer in Crimmitschau tätig und kann das gut beurteilen. Als Verantwortlicher eines Klubs denkt man anders. Mitunter meint man, es geht so weiter. Und es wird schon irgendwie werden. Aber auf diese Rechnung wollen wir uns als neutrale Instanz nicht einlassen. Wir schützen also schon ein Stück weit auch die Geschäftsführer vor einem Weg, der in eine größere Verschuldung führen könnte.
Es gab vor drei Jahren den Fall der Bietigheim Steelers. Deren Deckungslücke war dem Vernehmen nach größer als die der Tigers. Die Steelers hatten mit ihrer Klage vor dem Schiedsgericht aber Erfolg. Darf einen das als Tigers-Fan optimistisch stimmen?
Der Fall Bietigheim war ein komplett anderer. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, stand da das Thema Verfristung sehr im Vordergrund, also gar nicht so sehr das Thema, ist Geld da, ist kein Geld da. Wir haben aus dem Fall damals aber schon gelernt. Auch deshalb sind wir mittlerweile während der Lizenzprüfung sehr transparent und weisen bis zu einem Stichtag immer wieder daraufhin, wie die Situation am Standort ist.
Falls die Tigers keinen Erfolg hätten, wäre die nächste Anlaufstation die Oberliga Süd. Aber da gibt es auch ein Lizenzierungsverfahren. Sind die Maßstäbe dort ähnlich wie in der DEL2?
So richtig stecke ich da nicht drin. Ich weiß nur, dass die Oberliga in den letzten zwei Jahren viel verändert hat, was die Lizenzprüfung angeht. Was ich aus Liga-Sicht sehr gut finde. Denn ich glaube schon, dass es dort noch viel Reserve in puncto Kontrolle gibt. Um eben zu verhindern, dass nicht noch mehr Klubs ausfallen.
Standen Sie im Austausch mit Matthias Wendel – auch was das Thema Oberliga anbelangt?
Ja, wir haben telefoniert, bevor die Entscheidung zur Lizenzverweigerung öffentlich kommuniziert wurde. Das gehört sich ja auch so, dass man den Menschen, der da die letzten Wochen hart gekämpft hat, telefonisch erst einmal abholt. Und da haben wir auch die Möglichkeit angesprochen, sich für die Oberliga zu bewerben. Was durchaus eine Option sein kann. Es gibt ja diese Beispiele, dass wirtschaftliche Aussteiger aus der DEL2 in der Oberliga unterkommen und nicht wieder von ganz unten anfangen müssen. Aber wie da die Chancen sind, das kann nur der DEB beurteilen.
Haben auch Sie Sorge, dass bald ein DEL2-Standort komplett von der deutschen Eishockey-Landkarte verschwinden könnte?
Das hoffe ich nicht. Bayreuth ist ein attraktiver und leidenschaftlicher Eishockey-Standort. Ich hoffe, dass man Wege findet, Matthias Wendel in seinem Projekt zu unterstützen. Ich kann das nicht oft genug betonen: Er hat hart gekämpft. Und ich wage zu behaupten, das hat er auch schon in der vergangenen Saison getan, als sportliches Abschneiden und entsprechend schwache Zuschauerzahlen die Grundlage gelegt haben, dass die Lizenzvergabe nun nicht geklappt hat. Wenn das DEL2-Schiedsgericht nun aber doch pro Tigers entscheidet, sind sie herzlich willkommen in der Liga. Allerdings sind die Aufgaben, die für den Standort anstehen, nicht automatisch kleiner geworden. Und deshalb braucht es Unterstützung im wirtschaftlichen Bereich. Gibt es die nicht, muss man sich sicherlich Gedanken machen, wie dieser Standort weiter bestehen kann.