alt2.467 Zuschauer durchleben in der Regensburger Donau-Arena ein Wechselbad der Gefühle. Am Ende jubeln die Gastgeber aus der Domstadt, die nach einer dramatischen Schlussphase mit 6:5 die Oberhand behielten.

Schon vor der Partie herrschte etwas Konfusion, denn absolut unerwartet konnten die beiden Förderlizenzakteure Fabio Wagner und Marc Schmidpeter aufgrund einer fehlenden Unterschrift auf den Lizenzunterlagen nicht eingesetzt werden. Die Gastgeber zeigten sich aber davon unbeeindruckt und so spielten sie mit den vorhandenen Akteuren den Krimi gegen Bayreuth. Lediglich Thomas Schreier (OP nach Nasenbeinbruch) und Florian Domke (Saisonende) waren nicht spielfähig. Bei den Gästen fehlten Hermann und Reiter.

Bereits der erste Wechsel der Partie ließ erahnen, dass die Mannschaften und auch die Zuschauer einen denkwürdigen Abend erleben werden. Regensburg begann mit hohem Tempo und wollte seinem Anhang zeigen, dass die 0:10-Pleite in Freiburg vergessen ist. Die Gäste aus Bayreuth, die von ca. 200 mitgereisten Fans unterstützt wurden, hielten aber stark dagegen und zeichneten sich - zumindest in den Anfangsminuten - durch eine geordnete Defensive aus. Den Kasten der Tigers hütete Johannes Weidemann, Förderlizenzgoalie von den Lausitzer Füchsen und dessen erster Fehler der Partie wurde gleich eiskalt bestraft. In Spielminute zehn ließ der Youngster die Scheibe nach einem Heger-Schuss wieder fallen und so war es für Regensburgs Louke Oakley kein Problem, in Überzahl zum 1:0 einzuschießen. Bayreuth fand aber schnell eine Antwort und zwar in Person von Andreas Geigenmüller, der freistehend aus dem Slot die Scheibe an EVR-Goalie Cinibulk zum 1:1 vorbei schoss (14.). Scheinbar dachte sich aber direkt danach Regensburg: Was die Tigers können, können wir doch auch! Nur 35 Sekunden später jubelten nun wieder die Gastgeber, diesmal war Vitali Stähle der strahlende Torschütze. Nach einem tollen Pass von Oakley zockte Stähle Weidemann zum 2:1 aus (15.). Der erste Abschnitt wurde aber noch turbulenter, denn schon in der 16. Spielminute bekamen die Gäste nach einem Foul von EVR-Verteidiger Andreas Pielmeier einen Penaltyschuss zugesprochen. Michal Bartosch wurde entscheidend behindert und musste laut Regelwerk auch ausführen, jedoch fand der Deutsch-Tscheche mit seinem Pfostenkracher nicht den Weg an EVR-Goalie Cinibulk vorbei. Dass aber nur acht Sekunden später jener Bartosch aus dem Gewühl den 2:2-Pausenstand erzielen konnte, hatte so niemand auf der Rechnung und das versetzte die heimischen Anhänger für eine kurze Zeit in eine kleine Schockstarre (16.).

Der EVR schüttelte sich in der ersten Pause nach einem turbulenten Startdrittel ab und suchte wieder den Weg nach vorne. Erneut und zum dritten Mal konnten sie dann auch die Führung bejubeln. Marius Stöber war gestartet und bewies Auge, als er Verteidiger Simon Schütz am langen Pfosten bediente, der das Spielgerät zum 3:2 ins leere Tor schob (26.). Für Schütz war es der erste Treffer der Saison und sogar das allererste Erfolgserlebnis in der Oberliga Süd. Danach nahm das Spielgeschehen immer mehr an Hektik und vor allem an Fehlern zu. Beide Teams produzierten leichte Fehler und brachten sich immer wieder selbst in Bedrängnis. In der 31. Spielminute fabrizierten die in schwarz-rot spielenden Regensburger erneut solch ein Missgeschick und kassierten den zweiten Penaltyschuss des Abends gegen sich. Diesmal wäre Warda durch gewesen, der wie schon sein Teamkollege Bartosch entscheidend behindert wurde. Warda tat es aber Bartosch gleich und traf ebenfalls nicht, diesmal war Cinibulk mit dem Schoner zur Stelle. Nur wenige Minuten vor der zweiten Sirene brachte aber jener Martin Cinibulk sich und sein Team erneut unnötig um eine Führung. Einen eher harmlos wirkenden Schuss ließ der Routinier im Hausherren-Kasten zum 3:3 passieren und machte dabei einen alles andere als sicheren Eindruck (37.).

Schon vor dem Schlussabschnitt war klar: Es wird noch einiges in dieser Partie passieren. Weiterhin wollte keine der beiden Mannschaften den entscheidenden Fehler machen und so war zwar Kampf vorhanden, aber alles andere als Eishockeyfeinkost. In der 44. Minute zog sich Hauptschiedsrichter Vogl den Unmut der Regensburger Fans zu, nachdem Benedikt Böhm wegen zu vielen Spielern auf dem Eis in die Kühlbox wandern musste. Nach langen Diskussionen und starken Protesten der heimischen Bank gaben die Unparteiischen die Strafzeit, aus der ausgerechnet die erstmalige Bayreuther Führung resultierte. Michal Bartosch machte dort bereits seinen dritten Treffer und versetzte die mitgereisten Fans in Jubel (44.). Regensburg steckte aber ebenso nicht auf und wartete geduldig auf seine Chance. Diese ergab sich auch schon wenige Minuten später, als gleich zwei Gästeakteure eine Strafzeit aufgebrummt bekamen. Das nutzte natürlich der EVR aus und zwar in Person von David Stieler, der nach schöner Kombination zum 4:4-Ausgleich traf (49.). Jetzt begann das Spielgeschehen aber endgültig verrückt zu werden, denn keine 17 Sekunden waren vergangenen als wieder die Tigers aus Bayreuth jubelten. Noch in Unterzahl schlug Michal Bartosch aus einem Fehlpass von EVR-Akteur Daniel Stiefenhofer Kapital und brachte seine Farben mit 4:5 in Front. Der Schock bei Regensburg saß nun tief, ja richtig tief. Etwas verkrampft und dann auch noch mit dem fehlenden Glück rannten die Oberpfälzer auf das fränkische Tor an, zunächst aber ohne Erfolg. EVR-Dompteur Doug Irwin läutete mit seiner Auszeit in der 59. Spielminute den absoluten Endspurt ein. Der Kanadier schwor seine Schützlinge nochmal ein und nahm 45 Sekunden vor Ende Torsteher Cinibulk zu Gunsten eines sechsten Feldspielers vom Eis. Daraufhin zogen die Kufencracks aus der Domstadt ein Bully im Bayreuther Drittel und Gäste-Coach Waßmiller wollte seinen Spielern nochmals eine Verschnaufpause gönnen und nahm 33 Sekunden vor Ablauf der Zeit ebenfalls seine Möglichkeit der Auszeit wahr und das schien am Ende der entscheidende Fehler zu sein. Der EVR wirkte platt und ohne zündende Idee, doch das erneute Einschwören von Coach Irwin bei Auszeit Nummer zwei verlieh neuen Spirit. Ganze vier Sekunden waren noch auf der Uhr, als die Donau-Arena förmlich explodierte und Louke Oakley die Herzen der EVR-Fans höher schlagen ließ. Aus absoluter Nahdistanz brachte der Stürmer irgendwie die Scheibe zum 5:5 ins Tor und sicherte seinem Team zumindest einen Zähler.

Nach 60 gespielten Minuten und einer absolut turbulenten Schlussphase kochte das Regensburger Stadion und die Stimmung über. Die Gäste zeigten nach 13 Sekunden in der Verlängerung durch Daniel Sevo nerven und kassierten eine Strafzeit. Das Resultat: Tor und Sieg Regensburg dank Daniel Stiefenhofer, der seinen Fehler aus dem Schlussabschnitt mit einem Treffer in die Herzen der Zuschauer und zum 6:5-Endstand wett machte (62.).

Durch den absoluten Last-Minute-Sieg gegen Bayreuth konnten die Gäste zwar auf Distanz gehalten werden, dafür herrscht nun Punktgleichheit mit Sonntagsgastgeber Selb. Beide Teams weisen 81 Punkte auf und werden sich am Sonntag einen Kampf um jeden Zentimeter Eis liefern. Regensburg baut dort auf zahlreiche Schlachtenbummler, die im Hexenkessel Netzsch-Arena Selb den Hausherren Paroli bieten. Dass die Mannschaft Comeback-Qualitäten hat, hat sie am Freitagabend eindrucksvoll bewiesen.

EV Regensburg – EHC Bayreuth 6:5 (2:2, 1:1, 2:2) n.V.

Tore:
1:0 (09:15) Oakley (Heger-Stieler bei 5-4), 1:1 (13:28) Geigenmüller (Potac-Kolozvary), 2:1 (14:03) Stähle (Oakley-Pielmeier), 2:2 (15:14) Bartosch (Potac-Geigenmüller), 3:2 (25:02) S. Schütz (Stöber-Lamich), 3:3 (36:11) Bartosch (Kolozvary-Geigenmüller), 3:4 (43:16) Bartosch (Potac-Kolozvary bei 5-4), 4:4 (48:00) Stieler (Noe-Stähle bei 5-3), 4:5 (48:17) Bartosch (Kolozvary bei 4-5), 5:5 (59:56) Oakley (Stiefenhofer-Stieler bei 6-5), 6:5 (61:43) Stiefenhofer (K. Schütz-Heger bei 5-4)

Zuschauer: 2.467
Schiedsrichter: Vogl (Gaube, Kastenmeier)
Strafen Regensburg 12, Bayreuth 16

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