Es gibt viel zu bereden nach dieser ereignisreichen Saison, die leider jetzt schon Mitte März viel zu früh mit einem spielerischen Desaster zu Ende ging.
Tolle EVR-Fans – Größe in der Niederlage
Zuerst möchte ich eine Lanze brechen für die EVR-Fans, das Forum und die ersten geschriebenen Reaktionen der Fans hier im Forum. Ich finde es total klasse, dass hier so gut wie jede Meinung absolut fundiert und objektiv geäußert wird trotz aller Enttäuschung und Frustration über das frühe Aus und die mangelnde Mannschafts- und Trainerleistung. (Fast) Keinerlei Häme oder Beleidigungen wie man sie manchmal in anderen Foren im Fußball- und Eishockeyforen nach solchen negativen Ereignissen liest. Bei uns werden die Probleme und mögliche Fehler jetzt knallhart angesprochen und es wird vor allem in erster Linie auch dem Sonthofener Team zu deren Erfolg gratuliert. Das ist aller Ehren wert. Jeder Verein kann sich glücklich schätzen, solch überwiegend objektive und treue Fans zu haben wie der EVR. Von "fordernden Problemfans" keine Spur. Aber da kommen wir gleich zu.
Meine ersten Meinungen, was gut oder schief lief ...
... Vorstandschaft / Vereinsführung
Seit Ivo Stellmann-Zidek Vorstand ist, wirtschaftet der EVR wieder solide, einhergehend mit einem wirtschaftlichen und sportlichen Erfolg. Der Verein ist wieder im Ansehen gewachsen und wir haben uns in der Liga Respekt erarbeitet. Es entstanden und entstehen wieder professionelle Strukturen, Stück für Stück. Die Sponsoren schauen wieder mehr auf den EVR und es steigen auch wieder mehr Unterstützer ein. Klasse Arbeit.
Eher schlechter erscheint sein sportliches Knowhow mangels Kenntnis des nationalen und internationalen Eishockeymarktes. Hier wäre eine auch nach außen hin tiefere Zusammenarbeit mit Martin Ancicka seitens der Fans wünschenswert gewesen. Vielleicht ist ein sportlicher Leiter ein Zukunftsmodell beim EVR, der für Verpflichtungen und Scouting zuständig ist und auch Bindeglied zur Mannschaft ist. Hier hat es intern anscheinend diese Saison große Probleme gegeben, was sich jetzt in einem fehlenden Zusammenhalt des Teams negativ ausgewirkt hat. Auch hätte dann evtl. ab Weihnachten der Trainer in Frage gestellt werden müssen, spätestens seit den Tölz-Gerüchten.
... Zielsetzung
Größter Fehler des Vorstandes war, meiner Meinung nach, zu Beginn der Saison kein klares sportliches Ziel auszugeben – Ziel DEL2 ja oder nein. Sportlich. Finanziell ist dann später eine andere Sache. In diesem Punkt herrscht keine Transparenz. Die Zurückhaltung auf dem Transfermarkt zu Beginn der Saison (lediglich Ergänzungen) und in der Januartransferzeit deuten daraufhin, dass man finanziell evtl. nicht kann oder den Aufstieg gar nicht will. Ein klares Konzept zum Erreichen des Ziels Aufstieg war nicht zu erkennen, vielleicht auch gar nicht wirklich vorhanden.
... Finanzen
Schon im Sommer wunderten sich einige Fans über die zurückhaltende Transferpolitik und über Äußerungen des Vorstandes, dass von der letzten erfolgreichen Saison kaum/keine Überschüsse vorhanden seien bzw. diese in die Schuldentilgung gingen. Auch hieß es erstmals, dass der EVR einen "sehr teuren Kader" hat. Dies alles gibt jetzt Anlass zur Sorge angesichts nun fehlender Einnahmen aus weiteren PO-Spielen (angeblich war mindestens das Halbfinale das Ziel) und angesichts des Zuschauerrückgangs während der ganzen Saison. Allein hier fehlen bei -400 Zuschauer/Spiel bestimmt Einnahmen von mind. 150.000 Euro, eher noch mehr. Dem gegenüber stehen wahrscheinlich erhöhte Sponsoreneinnahmen. Schlimmstenfalls können diese Ausfälle je nach Budgetkalkulation jetzt eine finanzielle Schieflage auslösen. Auf jeden Fall fehlen aktuell diese (teils zusätzlichen) Beträge, um kommende Saison garantiert wieder ein Spitzenteam zusammenzustellen. Schuld an der geringeren Zuschauerzahl ist nun einerseits das Ausscheiden, aber auch die überwiegend unattraktive Spielweise und der langweilige Modus in dieser Saison.
... Trainer
Doug Irwin war ein Glücksfall für den EVR. Er hat die ersten beiden Jahre supertolle Arbeit geleistet und teils tolles Eishockey spielen lassen. Auch der Einbau vieler DNL-Spieler war sensationell und ist Vorbild für ganz Eishockey-Deutschland (neben Tölz). Herzlichen Dank Doug.
Der zerplatzte Aufstieg in der letzten Saison durch die unglückliche Niederlage gegen Bayreuth hat womöglich beim Coach und beim Team nachhaltige Spuren hinterlassen. Der Einstieg in die neue Saison war schon sehr holprig und mit dem Fehlgriff auf der AL-Position sowie den vielen Verletzten auch sehr unglücklich. Seitdem hielten sich hartnäckig Gerüchte um Differenzen innerhalb des Teams, mit dem Trainer und mit der Vorstandschaft. Er hat es auch über die ganze Saison nicht geschafft, Stabilität ins Mannschaftsgefüge zu bringen, auch nicht in die Reihenzusammenstellung, nicht ins Überzahlspiel usw. Ständig dieselben Ausreden und Ausflüchte oder Durchhalteparolen. Derweil wäre evtl. ein Trainerwechsel um die Weihnachtszeit ein Lösungsansatz gewesen, wenn die Gerüchte um einen Wechsel nach Tölz stimmen. Er hat das Team wohl nicht mehr erreicht. Leider. Alles Gute Doug Irwin.
... Fans
Der EVR hat(te) die besten Fans der Liga. Leider ging spätestens diese Saison ein Riss durch die Fanschaar. Einerseits ausgelöst durch Gewalttätigkeiten durch eigene Fans bei den Spielen, aber auch gefördert durch ein unglückliches Interview unseres Vorstandes, der die ständig kritisierenden, manchmal rummäkelnden treuen EVR-Fans als "Problemfans" sah, denen man es schlecht recht machen konnte. Sicherlich hat er dies so nicht gemeint, aber es folgte auch keine öffentliche Entschuldigung oder Klarstellung. Hier fühlten sich schon viele der treuen, mitfiebernden EVR-Fans vor den Kopf gestoßen.
Dazu dann die Ultra-Problematik in der Fanschar, die das Image des EVR beschmutzte. Hier waren es in erster Linie die eigenen Fans, die den Ultra-Fans klar machten, dass sie mit diesem Gehabe hier unerwünscht sind. Dies gipfelte dann in einer Schlägerei zwischen eigenen Fans in Weiden. Ein trauriger Höhepunkt. Durch die Ablehnung und Kritik der Fanmehrheit haben sich die Ultras dann doch auch zurückgezogen. Ein vorbildlicher Selbstreinigungsprozess.
Selbstverständlich auch unterstützt von der Vorstandschaft durch Stadionverbote. Die Fankultur hat sich damit wieder etwas eingependelt. Leider auf Kosten der Stimmung, die dann nicht mehr so stimmungsgewaltig war. Diese Auseinandersetzungen zwischen den Fangruppen hatte auch nicht den besten Einfluss auf die Spieler. Jedoch noch lange kein Grund, in der 1.PO-Runde auszuscheiden.
Auch die Kommunikation zwischen Fans und Verein fand diese Saison kaum statt. Wenig Faninfo, kein Stammtisch, kein Austausch usw. Ein enges Miteinander war diese Saison nicht zu erkennen.
... Leistungsträger
Leider hat die Mannschaft nach der erfolgreichen letztjährigen Saison zwar anfangs anscheinend gut um neue Verträge verhandelt, aber die entsprechende Leistung(ssteigerung) blieb aus. Vielmehr hat sie diese Saison kaum tolle Spiele aufs Eis gezaubert. Sicherlich haben die vielen Verletzungen eine Rolle gespielt, aber der eher blutleere Auftritt gegen Sonthofen hat letztendlich schonungslos den fehlenden Zusammenhalt innerhalb des Teams aufgedeckt. Ein Wong wurde nie richtig ins Team integriert, Gajo spielte zumeist partnerlos, die Kanadierreihe oftmals ein Schatten ihrerselbst. Betrachtet man andere Teams wie Selb, Tölz, Deggendorf oder auch jetzt Sonthofen prägen vor allem die Leistungsträger die Spiele, vor allem die PO-Spiele. Beim EVR wieder einmal nicht.
Einzig die Youngsters waren auch diese Saison wieder ein Lichtblick und eine große Freude. Leider hat sie der Trainer unverständlicherweise in den PO auf der Bank versauern lassen. Ein großer Fehler von Doug Irwin.
Jedoch scheint auch der Leistungsausfall der Leistungsträger ein Hinweis auf Probleme im Mannschaftsumfeld zu sein. Für mich jedoch unverständlich, warum man dann bei z.B. Problemen mit dem Trainer eine Serie gegen Sonthofen vergeigt. Man spielt doch nicht für den Trainer, sondern in erster Linie für die Fans, für das Team, für den Verein und für sich selbst. Ausscheiden ist auch keine Lösung.
Soweit meine ersten Meinungen zur vermasselten Saison.
Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass alles schlecht war. Hierzu werde ich bestimmt auch noch vieles schreiben. z.B. Einführung von spradeTV - tolle Arbeit oder Stefan Liebergesell, der die Pressearbeit am Spieltag auf ein neues Niveau gehoben hat (EVR-TV, PK, Vorbericht, usw.), viele neue Sponsoren, 5-Sterne-Prädikat durch den Verband im Nachwuchs, u.v.m.