altDie Playoffs 2017 sind bisher nichts für schwache Nerven. Der EVR verspielt im Allgäu einen 3:0-Vorsprung und gewinnt kurz vor Schluss doch noch mit 4:3. Nun steht es in der Serie 1:1.

Doug Irwin musste seinen Kader im Vergleich zum Freitag wieder leicht umbauen. Sebastian Wolsch war für den Sonntag nach einer Spieldauerstrafe aus dem Rennen. Daniel Stiefenhofer, Brandon Wong und Tim Brunnhuber fehlten weiterhin verletzungsbedingt. Xaver Tippmann kehrte immerhin nach Verletzungspause zurück und aus dem DNL-Team reisten ebenso Felix Schwarz und Matteo Stöhr mit zum ERC Sonthofen, der lediglich auf den Langzeitausfall Marc Sill verzichten musste.

1.130 Zuschauer waren gekommen, um sich Spiel zwei anzusehen. Darunter gut 200 Schlachtenbummler aus Regensburg und diese sahen wie die der heimische Anhang, dass die von Heiko Vogler trainierten Bulls besser aus den Startlöchern kamen. Auf EVR-Keeper Cody Brenner prasselten die Schüsse teilweise nur so herein, doch kein Puck fand den Weg ins Netz. Scheinbar dann in der 12. Spielminute, als die Gastgeber in Überzahl waren und George Kink jubelnd die Arme in die Höhe riss. Allerdings gab Hauptschiedsrichter Singer den Treffer nicht, da er eine Torhüterbehinderung sah und dafür Kink für zwei Minuten in die Kühlbox schickte. Das war wohl so eine Art Weckruf für den EVR, denn als Peter Flache von der Strafbank zurück kam, traf dieser nach scharfer Hereingabe von Nikola Gajovsky zum 1:0 aus EVR-Sicht (14.). Nur 72 Sekunden später schnürten die Regensburger dann einen Doppelpack, als Benedikt Böhm sich mustergültig von hinter dem gegnerischen Tor in die gefährliche Zone tankte, den Puck vor ERC-Keeper Patrick Glatzel brachte und letztendlich Lukas Heger den Rebound zum 2:0 verwerten konnte. Der Jubel im Gästeblock war riesengroß und mit diesem immens wichtigen EVR-Vorsprung ging es in die erste Pause.

Zum zweiten Drittel startete der EVR so, dass jedem klar ersichtlich war, was die Marschroute ist: Ein weiterer, vielleicht schon vorentscheidender Treffer soll fallen. Das gelang auch ziemlich schnell. Erst scheiterte Peter Flache mit einer riesigen Chance, doch in der 26. Spielminute jagte Routinier Stefan Huber mit einem satten Schuss die Scheibe zum 3:0 in die Maschen. Hubers Jubel kannte keine Grenzen und die Weichen schienen frühzeitig auf Sieg gestellt zu sein. Das Geschehen verflachte danach ein wenig und es dauerte bis zu Minute 31, dass sich Sonthofen auch auf die Anzeigetafel brachte. Benjamin Kronawitter war der Nutznießer eines leichtfertigen Regensburger Scheibenverlusts in der eigenen Zone und traf aus der Drehung zum 1:3. Danach folgte der Auftritt von Hauptschiedsrichter Singer, der äußerst fragwürdige Strafen verhängte und wohl keine Lust auf Diskussionen hatte, denn zwei zehnminütige Disziplinarstrafen gegen Marco Habermann (32.) und Barry Noe (34.) sprechen da eine deutliche Sprache. Auch Benjamin Kronawitter musste kurz vor der zweiten Pause für zehn Minuten in die Kühlbox (39.), sodass beide Seiten nicht glücklich über das Austeilen der Strafen waren.

Im letzten Abschnitt war es dem EV Regensburg anzusehen, dass die Herausnahme von Habermann und Noe Spuren hinterließ. Irgendwie fanden die Gäste den Faden nicht wieder und Chris Stanley bestrafte das in Spielminute 43 mit dem Anschluss zum 2:3. Es entwickelte sich daraufhin ein wahrer Sturmlauf der Bulls, die den Gast mehrfach in der eigenen Zone einschnürten. Vor allem Cody Brenner war es in einigen Situationen zu verdanken, dass nicht noch schnell der Ausgleich hinterher kam. Gäste-Coach Doug Irwin nahm zehn Minuten vor Ende sogar eine Auszeit, um seine Mannen wachzurütteln. Die verteidigten leidenschaftlich, warfen alles in die Waagschale, mussten sich aber vier Minuten und vier Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit dann doch geschlagen geben, als Charly Taft die Scheibe zum 3:3 über die Linie arbeitete. Nun war Sonthofen näher am Siegtreffer, als der EVR, doch dieser bewies Nehmerqualitäten und schlug unerwartet zurück. In Minute 59 zog Verteidiger Barry Noe von der blauen Linie ab und beförderte die Scheibe zum 4:3 an Patrick Glatzel vorbei. Danach entlud sich bei den Gäste-Spielern der ganze Druck und sie schafften es auch, den Vorsprung über die Zeit zu bringen. ERC-Coach Heiko Vogler nahm zwar auch noch seine Auszeit und Glatzel für einen zusätzlichen Feldspieler vom Eis, doch der EVR befreite sich mehrfach aus der gefährlichen Situation.

Am Ende stand also ein hart umkämpftes 4:3 für Regensburg in einem wahren Herzschlag-Spiel. Der Stand der Serie lautet 1:1 und der EVR hat sich das Heimrecht zurückgeholt. Am Dienstag geht es sofort weiter und zwar in der heimischen Donau-Arena. Anpfiff ist um 20.00 Uhr, wenn es erneut einen leidenschaftlichen Playoff-Kampf zu sehen geben wird.

ERC Sonthofen - EV Regensburg 3:4 (0:2, 1:1, 2:1)

Tore: 0:1 (13:07) Flache (Habermann, Trew bei 5-4), 0:2 (14:19) Heger (Böhm, Huber), 0:3 (25:21) Huber (Tippmann, Heger), 1:3 (30:49) Kronawitter (Hadraschek, Kink), 2:3 (42:35) Stanley (Voit, Guth), 3:3 (55:56) Taft (Kames), 3:4 (58:02) Noe (Flache)

Zuschauer: 1.130
Schiedsrichter: Singer (Haas, Bertele)
Strafen: Sonthofen 8 + 10 für Kronawitter, Regensburg 14 + 10 für Habermann + 10 für Noe